Und plötzlich im Fernsehen: Ein Erfahrungsbericht

not less but better
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8 min readOct 6, 2020

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not less but better in der VOX-Gründershow (Fotocredit: TVNOW / Bernd-Michael Maurer)

Es war eine dieser E-Mails, die dich vor Euphorie in die Luft springen lassen. Ein großartiges Gefühl, das jeden Millimeter deines Körpers mit Wärme füllt, von Kopf bis Fuß. Dieses Gefühl war uns nicht fremd, denn in den Monaten zuvor durften wir es bereits an verschiedenen Zeitpunkten spüren: das Erreichen der Zusage zum Berliner Startup Stipendium, das den Start unserer Reise ermöglichte. Die erste, große Presse-Anfrage des Sterns, der in einer Story über uns berichtete. Oder die Zusage des EXIST Gründerstipendiums, mit dem wir unser Team heute noch finanzieren.

Aber diese Mail war anders. Denn sie bestätigte, dass not less but better in die Wohnzimmer von Millionen Menschen kommen sollte: Unser Pitch bei der VOX-Gründershow wird ausgestrahlt. Wir waren in Ekstase!

Seit der Ausstrahlung sind vier Wochen vergangen. Unzählige Medienberichte, Nutzer*innen-Nachrichten und Vorbestellungen später finden wir den Raum, um diese besondere Erfahrung Revue passieren zu lassen. Mit euch. Denn auf Instagram erreichten uns viele Nachrichten toller Menschen, die uns fragten, wie es zur Teilnahme kam und was danach passiert ist. Hier kommt unser Erfahrungsbericht.

Die Anfrage: Wollen wir es machen?

Es war Ende Februar 2020 und eine E-Mail von Sony erreichte uns. Eine sehr freundliche Redakteurin war über Facebook auf uns aufmerksam geworden und fragte uns, ob wir uns eine Teilnahme bei der Gründershow vorstellen können. Es ging um die Aufzeichnungen für die nächste Staffel, die im Herbst 2020 ausgestrahlt werden sollte.

Das kam für uns überraschend. Denn eigentlich flogen wir noch ganz bewusst unter dem Radar.

Eine kurze Einordnung: Gestartet waren wir im Jahr 2019 mit der Idee, das Erlernen von gesunden Handy-Gewohnheiten einfach und wirksam zu machen. Ohne Tracking, ohne Digital Detox. Mit echter Gewohnheitsänderung, die aus der Wissenschaft kommt. Wir konnten das Berliner Startup Stipendium und einen renommierten Psychiater der Charité Universitätsmedizin Berlin als Mentor für uns gewinnen. Inspiriert von unserem Mentor war unser Anspruch, die Trainings-App erst dann mit der Öffentlichkeit zu teilen, wenn ihre Wirksamkeit ausreichend wissenschaftlich getestet war. Gesagt, getan. In 2019 entwickelten wir das Trainingskonzept in Partnerschaft mit der Freien Universität Berlin und führten eine Wirksamkeitsstudie durch. Mit Erfolg. Wir gewannen einen Preis, die ersten Medien berichteten über not less but better. Die Weichen waren gestellt.

Die Anfrage zur Show erreichte uns in einer Zeit, in der wir die Trainings-App weiterentwickelten und unsere Bewerbung für das EXIST-Gründerstipendium (Förderprogramm des BMWi) gerade eingereicht hatten.

Wir freuten uns über das Interesse. Es bestätigte, dass wir an einem für das Millionenpublikum relevanten Problem arbeiteten. Wir fragten uns, ob der Zeitpunkt für uns richtig war. Denn unsere App war noch in der Beta-Phase und wir suchten noch nicht aktiv nach Investor*innen.

Gleichzeitig verstanden wir die Chance als “once in a lifetime opportunity”:

Wir konnten die gesellschaftliche Diskussion über problematische Handy-Nutzung um eine neue, praktische Lösung erweitern. Die brauchte es auch, denn spätestens die Corona-Pandemie zeigte uns auf, dass der gesunde Umgang mit Technologie unumgänglich für unsere Gesellschaft ist. Außerdem hofften wir auf die Chance, mit den Löwen starke Partner*innen für unsere Mission zu gewinnen.

Wir sagten zu und gingen den normalen Bewerbungsweg mit Fragebogen, Casting-Video und einem Telefongespräch. Und überzeugten. Anfang Mai kam die Zusage und bereits wenige Tage später waren wir in der Höhle.

Bis zur Aufzeichnung blieben nur wenige Tage. Mit viel Fokus, vielviel Kaffee und einem großartigen Netzwerk bereiteten wir den Pitch vor und reisten mit dem Zug von Berlin nach Köln. Denn es war Showtime.

Die Aufzeichnung: Lights, cameras, action

Mit viel Vorfreude kamen wir früh morgens in den Studios an und wurden sehr herzlich von allen Produktionsmitarbeiter*innen empfangen. Bis zu unserem Slot war noch einige Zeit zu überbrücken, die wir mit Üben, Interviews, Üben, Meditation und Üben verbrachten.

Je näher der Auftritt kam, umso nervöser wurden wir. So ist das wohl, wenn man vor fünf namhaften Investor*innen pitcht und fast 2,4 Millionen Menschen dabei zusehen. Die Zeit war gekommen. Das Produktionsteam brachte uns in die Höhle. Alles war aufgebaut. Zusammen mit dem Technik-Team stellten wir die Verbindung zu unserem Smartphone her, um später die Live-Übung demonstrieren zu können. In der Generalprobe gingen wir den Pitch durch, bekamen nochmal finales Feedback und waren dann ready. Wir gingen wieder hinter die Bühne und hatten dann die berühmten “Minuten vor dem Auftritt”. Es war dunkel. Wir waren alleine und gingen nochmal in uns. Ein magischer Moment. Wir blendeten alles andere aus und waren im Flow. Dann ging es los.

In unserem Pitch erzählten wir von unserer persönlichen Geschichte. Wie unzufrieden wir mit unserer eigenen Handy-Nutzung waren, und es mit aktuellen Lösungen einfach nicht in den Griff bekommen konnten. Um den Löwen das Trainingskonzept näher zu bringen, entschieden wir uns, eine Audio-Übung aus unserem Basiskurs mit ihnen zu machen.

Hier gibts den Pitch zum Nachschauen:

Die Verhandlung in der Sendung: Auf Augenhöhe

Der dreiminütige Pitch war vorbei und es ging in die offene Verhandlung in großer Runde. Die Löwen waren neugierig und wollten mehr über die Trainings-App erfahren. Wir sprachen zunächst über die Unterscheidung zu Meditations-Apps, unsere wissenschaftliche Validierung und was das Training einzigartig macht. Dann diskutierten wir über unsere Geschäftszahlen: Verkaufspreise, Margen, Kundenakquise, Umsatzprognose. Und schon sehr früh beobachteten wir, dass sich Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg zur privaten Besprechung nach hinten begaben.

Es ist verrückt, und man hört es ständig. Aber irgendwann blendeten wir die ganzen Kameras und Scheinwerfer aus, und waren im Tunnel. In unserer Wahrnehmung waren nur die Löwen und wir noch da. Immerhin haben wir fast zwei Stunden verhandelt.

Die Rückmeldung war großartig, denn alle Löwen waren sich einig: Ein Produkt, das besonders in diesen Zeiten dringend gebraucht wird. Auch waren wir sehr davon geehrt, dass wir von allen Löwen als starkes Team wahrgenommen wurden. Dagmar Wöhrl, Dr. Georg Kofler und Ralf Dümmel (der die Gesprächsrunde großartig moderierte, danke nochmal dafür!) verabschiedeten sich mit positivem Feedback aus der Verhandlung.

Nico Rosberg und Carsten Maschmeyer waren interessiert. Nico sagte, dass er durch die Bewältigung seiner “Handysucht” Formel 1-Weltmeister geworden war. Durch unsere Recherche wussten wir, dass er sich medial für eine gesunde Handy-Nutzung einsetzt. Inhaltlich stimmte das super mit unseren Zielen überein. Und mit Carsten war ein Gesprächspartner am Tisch, der wahnsinnig viel Erfahrung hat und über ein starkes Netzwerk in vielen Bereichen verfügt: Vertrieb, Kooperationen mit Krankenkassen und weitere Finanzierungsrunden. Alles Bereiche, die mittelfristig relevant für uns sein würden. Wir waren glücklich über das Investitionsinteresse und ihr Angebot. Es bestätigte, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Beteiligungsverhandlung begann.

Seit mittlerweile zwei Jahren arbeiten wir an not less but better. Über 200.000 EUR an öffentlichen Fördermitteln ist in die Entwicklung der Trainings-App geflossen. In einer wissenschaftlichen Studie haben wir die Wirksamkeit des Trainings belegt. Auch wenn die App noch nicht erhältlich ist, starten wir nicht bei Null. Im Gegenteil. Wir waren und sind uns unserer Fähigkeiten als Team bewusst, und wollten unsere Interessen in der Verhandlung selbstbewusst vertreten. Das taten wir auch. Wir verhandelten auf Augenhöhe. Und das lange und intensiv. Uns war bewusst, dass die Verhandlungen zeitlich begrenzt sind. Das mussten sie sein, denn so funktionierte die Show. Die nächsten Teams warteten bereits auf ihren Auftritt.

In diesem Moment hätten wir mehr Zeit gebraucht, um das Verhältnis zwischen Investment, Mehrwert und akzeptierter Bewertung besser einzuschätzen. Die hatten wir aber nicht.

Wir bekamen ein drittes Angebot von den Löwen. Es lag immer noch über unserer Schmerzgrenze, die wir vor dem Auftritt festgelegt hatten. Die Schmerzgrenze war an einen konkreten Fahrplan gebunden. Denn uns war klar, dass der Aufbau unseres Unternehmens kapitalintensiv ist und mit weiteren Investitionsrunden verbunden sein wird. Trotzdem annehmen oder absagen? In diesem Moment hätten wir mehr Zeit gebraucht, um das Verhältnis zwischen Investment, Mehrwert und akzeptierter Bewertung besser einzuschätzen. Die hatten wir aber nicht.

Und das ist für uns eines der größten Learnings aus der Show:

Entscheidungen, die eine langfristige Auswirkung auf das Unternehmen haben, werden in den seltensten Fällen innerhalb weniger Minuten getroffen. Wenn sich die zu treffende Entscheidung am nächsten Morgen noch gut anfühlt, machen wir es.

In der Höhle entschieden wir uns für den Deal.

Nach der Show: Keine Einigung

Die Aufzeichnung war vorbei und wir trafen Nico und Carsten mit ihren Teams wenige Minuten später. Wir verlegten unsere Gespräche in einen geschlossenen Raum im Studio. Dort sprachen wir über die nächsten Schritte, tauschten uns über Verträge aus und vereinbarten Termine für die weitere Verhandlung. Denn bis zum finalen Investment waren noch viele Schritte zu gehen und Themen zu besprechen.

Neben Plänen zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens war die Bewertung eines der Themen, an denen eine Zusammenarbeit letztlich gescheitert ist. Sie passte in dieser Form nicht in unseren Finanzierungsfahrplan, und Gespräche zur Angleichung aller Interessen waren konstruktiv, führten allerdings zu keinem Ergebnis.

So ist aus dem Deal in der Sendung leider kein Investment geworden. Sehr schade, aber das passiert manchmal im Wagniskapital-Geschäft. In dieser Zeit haben wir die Teams um Carsten und Nico als hilfsbereite, offene und absolut erfahrene Gesprächspartner kennengelernt. Auch wenn eine Zusammenarbeit nicht zustande kam, sind wir sehr dankbar für die Möglichkeit, sie kennengelernt und mit ihnen gesprochen zu haben.

Nach der Aufzeichnung der Sendung machten wir uns an die Arbeit. Wir wussten, dass wir etwas mehr als drei Monate Zeit hatten, um für eine mögliche Ausstrahlung bereit zu sein. Denn mit der Aufzeichnung waren wir für die Ausstrahlung noch lange nicht qualifiziert. Wenig Zeit für ganz schön viele Aufgaben. Wir haben die App komplett neu designed, entwickelten sie nativ und optimiert für iOS und Android, erstellten fünf Kurse und brachten eine neue Website auf Deutsch und Englisch online. Und dann kam der Termin für die Ausstrahlung.

Die Ausstrahlung: Vorbestellung statt Download

Es war Mitte August und wir hatten eine arbeitsreiche Zeit hinter uns. Zwischen der Bestätigungsmail und der Ausstrahlung lagen 20 Tage. Auch wenn wir den Sommer durchgearbeitet hatten, war die App noch nicht da, wo wir sie für den Launch haben wollten. Leider war die Fertigstellung der Trainings-App zur Ausstrahlung als kleines Team mit begrenzten Ressourcen nicht zu realisieren. Wir entschieden uns für eine Warteliste mit großem Early-Bird-Rabatt und die Möglichkeit der Vorbestellung in beiden App Stores.

Showtime. Der Abend der Ausstrahlung. Mit unserem kleinen, zehnköpfigen Team schauten wir die ersten beiden Pitches an. Und dann waren wir dran. Herzrasen. Wir waren happy über den Zusammenschnitt, den wir auch zum ersten Mal sahen, und freuten uns, dass wir mit über 20 Minuten eines der Fokus-Startups der Sendung waren. Was dann passierte, war magisch: Zehntausende Besucher auf unserer Webseite (die Dank Marius und Vladislav super stabil lief), Tausende Vorbestellungen und Hunderte neue Follower in unserer Community. Das Feedback war überwältigend. Wir waren glücklich.

Die Tage nach der Ausstrahlung waren gefüllt mit dem Beantworten vieler Nachrichten, etlichen Medienberichten und Anfragen von potenziellen neuen Partner*innen.

Wie es weitergeht: Launch der App und weitere Pläne

Wir arbeiten weiterhin mit Hochdruck am Launch der Trainings-App. In den nächsten Wochen ist es soweit und sie kommt in zwei Sprachen und mit fünf Kursen in die App Stores. Um welche fünf Kurse es sich handelt, lernst du in diesem Blogbeitrag (4 Minuten Lesezeit).

Zum kostenlosen Vorbestellen ist not less but better im App Store und Google Play Store verfügbar. Und wer sich den 50% Early-Bird-Rabatt sichern möchte, kann das hier tun.

In den nächsten Monaten werden viele weitere Kurse (u.a. Binge Watching, Online Dating) und Tools dazukommen, die dich bei der Verbesserung deiner Handynutzung unterstützen, zum Beispiel Erfolgsmessung, smarte Reminder und SOS-Übungen zur Soforthilfe. Die Reise beginnt erst.

Wir verspüren unendliche Dankbarkeit für die Unterstützung in dieser frühen Phase. Einen besseren Start hätten wir uns nicht vorstellen können. Danke, dass du dabei bist.

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